Die diskriminierende Künstliche Intelligenz ist ein Auslaufmodell

2.1.23

Daniela Kluckert

Sensibilisierung, Bildung und Diversität sind der Schlüssel zu einer besseren KI

In der Künstliche Intelligenz (KI) sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. In Deutschland sind nur 16 Prozent der KI-Fachkräfte Frauen. Das hat Folgen: KI-Technologien werden nach wie vor von nicht ausreichend diversen – überwiegend männlich dominierten – Teams in Unternehmen entwickelt. Nicht selten werden so gravierende Vorurteile produziert, die zur Benachteiligung von z.B. Frauen führen können. Die diskriminierende KI ist somit ein Auslaufmodell: Die Bundesregierung hat mit ihrer Digitalstrategie die richtigen Weichen gestellt: Sensibilisierung, Bildung und Diversität sind der Schlüssel zu einer besseren KI.

Frauen spielen kaum eine Rolle in der KI-Entwicklung

Laut Global Gender Gap Report des World Economic Forums arbeiteten im Jahr 2018 im Bereich der Forschung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz weltweit kaum 20 Prozent Frauen. Seitdem haben sich die Zahlen nur geringfügig verbessert. Eine Studie des Deloitte AI Institute spricht beispielsweise von 26 Prozent der Arbeitsplätze im Bereich Daten und KI, die im Jahr 2020 von Frauen besetzt werden konnten. In Deutschland sieht die Situation noch düsterer aus. 2018 waren es gerade einmal 16 Prozent an weiblichen Fachkräften, die sich mit KI Technologien beschäftigten. Den Trend kann Kinga Schumacher, Leiterin der Diversity AG am Deutschen Forschungsinstitut für KI (DFKI), bestätigen: „Dem DFKI ergeht es leider wie vielen anderen Organisationen in der Tech-Branche. Wir können die “Quote von unten” nicht halten. Wir verlieren zu viele Frauen auf dem Weg von der Junior-Wissenschaftlerin zur Bereichsleitung."

Welche Folgen hat die Geschlechterungleichheit?

Caroline Criado Perez hat bereits vor einiger Zeit in ihrem Beststeller „Invisible Women“ (2019) auf die Probleme aufmerksam gemacht, die durch die Geschlechterungleichheit bei Datensätzen entstehen können, auf die KI Systeme zurückgreifen. So verweist sie auf eine Studie der University of Washington, in der Wissenschaftler herausfanden, dass die Spracherkennungssoftware von Google männliche Stimmen mit 70 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit erkennt als weibliche.

Ein anderes Beispiel lieferte Apple 2019. Das Tech-Unternehmen brachte damals seine eigenen Kreditkarten auf dem Markt. Für die Prüfung, wer die Kreditkarte erhalten durfte, setzte Apple Künstliche Intelligenz ein. Es mehrten sich schnell Meldungen, dass Frauen und Männer scheinbar bei der Vergabe der Kreditkartenrahmen unterschiedlich bewertet wurden, obwohl die gleichen finanziellen Voraussetzungen vorlagen. Vorurteile in der KI zeigen sich aber auch in der Rollenzuweisung. Auffällig sind besonders Sprachassistenzsysteme, die meistens weiblich sind wie Siri, Alexa und Cortana.

Warum ist Geschlechtervielfalt in der KI wichtig?

Werden Algorithmen nicht nur von Männern, sondern idealerweise von heterogen aufgestellten Teams entwickelt, erhöht sich die Chance, Diskriminierungen und Vorurteile schneller zu erkennen und abzubauen. Frauen erkennen Dinge, die Männern entgehen und andersherum genauso. Diesen Vorteil unterstreicht auch Kinga Schumacher: „In der KI gibt es viele Forschungsfragen und Designentscheidungen, die unmittelbar mit dem Thema Gender und Diversity zusammenhängen: Welches Geschlecht hat mein Chatbot? An welchen Patienten teste ich ein Hilfsmittel? Welche sprachlichen Stereotypen fließen in mein Übersetzungsmodell ein? Diese Fragen in divers besetzten Teams zu erarbeiten, erhöht die Wahrscheinlichkeit besserer Generalisierbarkeit und damit die Qualität der Forschungsergebnisse.“ Tech-Unternehmen profitieren also von der Vielfalt an Perspektiven in ihrem Team.

Digitalstrategie: Sensibilisierung, Bildung und Diversität sind der Schlüssel zu einer besseren KI

Die Bundesregierung hat mit ihrer im Sommer 2022 verabschiedeten Digitalstrategie die richtigen Weichen gestellt. Damit mehr Frauen den Weg in die KI-Entwicklung und Forschung finden, sollen Bildungsangebote in allen Lebensphasen, von der Kita bis zur Hochschule und Aus- und Weiterbildung, gefördert werden. Für die Schulen werden altbewährte Programme wie das Haus der kleinen Forscher, die Aktionstage „Girls Day“ und „YouCodeGirls“ verstetigt. Mit dem MINT-Aktionsplan 2 sollen außerdem Kooperationen zum Beispiel zwischen Schulen und Unternehmen ausgebaut, aber auch Eltern besser informiert werden, um ihren Nachwuchs für eine MINT-Berufsbildung oder ein MINT-Studium zu begeistern. Kurzum: Sensibilisierung und mehr Bildung sind Schlüsselfaktoren um einerseits Ängste und Vorurteile gegenüber neuen Technologien wie der Künstlichen Intelligenz abzubauen, andererseits um Menschen unterschiedlicher Herkunft, Alters oder Geschlechts für das Fach zu begeistern. Damit legt die Bundesregierung den Grundstein dafür, dass die zukünftige KI-Branche diverser aufgestellt wird und bessere KI-Modelle entstehen können.

Bildung bezieht sich aber nicht nur auf den Bereich der Wissensvermittlung in Schulen. Es braucht natürlich auch weibliche Vorbilder, die mit positivem Beispiel vorangehen. Initiativen wie „ShetransformsIT“ und der 2017 gegründete Verband „Women in AI“, der inzwischen über 11.000 Mitglieder hat, leisten bereits eine wertvolle Arbeit. Das Team um Marisa Tschopp, Schweiz Botschafterin und Chief Research Officer bei Women in AI, stellt spannende Erfolgsgeschichten von verschiedensten Frauen in der KI heraus, vernetzt Frauen in der Wissenschaft weltweit und bietet Mentorenprogramme an. Sie sagt: „Es gibt unterschiedlichste Gründe, warum es Frauen schwerer fällt, speziell in der KI 1. Fuß zu fassen und 2. sich auch zu entfalten. Darunter auf persönlicher Ebene (z.B. Angst in einer Männerdomäne) wie auch auf gesellschaftlicher Ebene (z.B. die Frau „gehört an den Herd“). Wir begegnen dem mit Botschaft, Vorbildfunktion und Sichtbarkeit. Elham Mirzai ist eine der weiblichen Vorbilder in der KI Branche. Sie arbeitet für EasyMile in Berlin, die fahrerlose Systeme entwickeln. Aus ihrer Sicht steht fest: „Mehr Frauen in der KI sind in jedem Fall eine Bereicherung.“

Fazit: Künstliche Intelligenz lässt sich aus unserem Alltag und für unsere Zukunft nicht mehr wegdenken. Daher ist es so wichtig, dass wir jetzt die richtigen Grundlagen und Rahmenbedingungen schaffen, dass nicht nur Männer Spaß am Programmieren von Algorithmen finden. Wir sind auf einem guten Weg, dass sich das ändert und dass die Branche diverser wird. Die diskriminierende Künstliche Intelligenz ist ein Auslaufmodell.

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