Gesines Freiheitskolumne: Stimmungsbild in den USA

21.3.22

Gesine Schick

Seit mehr als 7 Monaten verbringe ich mein Auslandsjahr nun schon in den USA im Bundesstaat Missouri. Dort lebe ich in einer amerikanischen Familie und besuche eine High School. Seitdem ist viel passiert: 

Vor etwa einem Monat griff Russland die Ukraine militärisch an. Dabei bemerkte ich einen Unterschied, wie anders mit der Lage in Deutschland und wie in den USA damit umgegangen wurde und weiterhin auch wird. Am 24. Februar, der Tag an dem Putin den Krieg begann, war es das einzige Thema in fast jeder Unterhaltung, ob zu Hause mit meinem Gastvater oder meinen Freund:innen in der Schule – alle sprachen darüber. Einzig im Unterricht wurde die Situation auffällig wenig von meinen Lehrer:innen, angesprochen. 

Dahingegen sprach ich mit meinen Freund:innen über die Grausamkeit Putins, unser Mitleid gegenüber den Ukrainern, und darüber, wie es nun weitergehen wird. Ich hatte das Gefühl, dass in den Gesprächen und was ich so im Gang hörte, neben dem Mitgefühl für die Einwohner:innen der Ukraine, noch schwerwiegender die Angst vor den nun eigenen auftretenden Konsequenzen, vor allem aber den steigenden Gaspreisen, war. 


Diese Entwicklung hat natürlich auch eine Diskussion in Deutschland hervorgerufen und immer noch ist nicht sicher, wie die zukünftige Energieversorgung gesichert werden kann. Es kommt mir so vor, als wäre dies für die meisten von Anfang an die größte Besorgnis. Auch die höheren Lebenskosten in Amerika veranlassten einige, Präsident Biden zu hinterfragen und ihn für die Preisentwicklung verantwortlich zu machen.  

Zudem ist mir hier in den USA auch eine größere Distanz zu dem Krieg aufgefallen. Einige Mitschüler:innen und Lehrer:innen fragten mich, ob ich keine Angst vor Russland und um Deutschland hätte. Mir schien es, dass sie sich aufgrund der geographischen Lage sehr viel sicherer und weniger angesprochen fühlten. Das könnte auch der Grund sein, warum nach der ersten Woche nach Kriegsbeginn nicht mehr wirklich in meinem Umfeld über die Ukraine gesprochen wurde. 

Während mir meine Freund:innen und Familie in Deutschland Bilder von sich und von der Friedensdemonstration in Berlin schickten und ich von Spendenaktionen, Menschenketten in meiner Schule und von Menschen, die privat Ukrainer:innen bei sich aufnahmen, hörte und jede:r in Deutschland über Social Media auf die Lage in der Ukraine aufmerksam machte, bekam ich von diesem Aktivismus in Missouri wenig mit. Auch wenn in den amerikanischen Nachrichten hauptsächlich über die Ukraine berichtet wird, hörte ich von keiner Schule, keinem Sportverein oder anderen Gemeinschaften, die eine Spendenaktion starteten oder auch nur auf das Thema aufmerksam machten. 


Dreieinhalb Wochen nach Beginn des Krieges, fühlt es sich für mich so an, als würden sich bereits viele Amerikaner:innen nicht mehr mit der Situation beschäftigen. Ich unterhalte mich manchmal noch mit meinem Gastvater über den Krieg. In der Schule ist es jedoch kein Thema mehr. Dabei spielt es sicherlich auch eine Rolle, dass ich hier in einer eher ländlichen, konservativen Region wohne und es vermutlich in Großstädten, in denen mehr politisch aktive Menschen leben, noch einmal etwas anders aussieht.


Auch denke ich, dass der Hauptgrund für die geringere Unterstützung für die ukrainischen Einwohner:innen die geografische Entfernung ist, die zwischen den beiden Ländern liegt. Die Amerikaner fühlen sich vermutlich dadurch weniger verbunden und die Gefahr eines Krieges für sie empfinden sie als weniger real als die naheliegenden Ländern der Ukraine. 

Viele Grüße,

Eure Gesine

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