Digital Default: Digital muss die Regel und Analog zum Ausläufer werden

11.9.23

Vom „Digitalland“ ist Deutschland heute noch weit entfernt. Verwaltung, Gesundheitssektor und Bildungseinrichtungen – staatliche Institutionen tun sich schwer mit der Digitalisierung. Als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und Industrienation ist das eine echte Bedrohung für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit. Platz 13 von 27 – Deutschland bewegt sich bei der Digitalisierung im europäischen Vergleich nur im Mittelfeld und droht weiter abgehängt zu werden, wenn wir nichts ändern.  

Deutschland muss aufholen, und zwar auf allen Ebenen. Wir müssen den Datenstau lösen und Doppelstrukturen abschaffen. Es ist fatal, dass Bürger und Unternehmen wochen- und monatelang auf Entscheidungen, Gelder und Genehmigungen warten müssen.

Eines müssen wir verinnerlichen: Von den Vorteilen der Digitalisierung können wir nur profitieren und echte Effizienzgewinne einfahren, wenn wir den Mut aufbringen, uns vom Analogen zu verabschieden. Digital wird sich nur dann durchsetzen, wenn wir es konsequent anwenden und analoge Systeme abschalten. Damit das Digitale zum neuen Normal, zum neuen Standard, zum „Digital Default“ wird, muss das Digitale zur Regel und das Analoge zur Ausnahme werden – oder noch besser, überhaupt nicht mehr stattfinden.


Das Festhalten an analogen Strukturen können wir uns nicht leisten. Denn Doppelstrukturen von digitalen und analogen Prozessen verursachen mehr Kosten und erfordern weitere Kapazitäten, die wir in Zeiten von Ressourcen- und Fachkräftemangel schlichtweg nicht haben. Andere Länder machen es uns vor: Während wir noch über Bargeldpflicht beim Bezahlen in Bussen diskutieren, funktioniert das in Israel oder Schweden schon seit Jahren nur digital.  Um diese Erkenntnis umzusetzen, bedarf es jedoch Mut. Bei jeder Entscheidung, etwas rein digital anzubieten, gibt es eine Heerschar an Kritikern.

Wir dürfen nicht zulassen, dass uns das Analoge bei der Digitalisierung weiter zurückhält

Seit Amtstritt baut die Ampel-Regierung mit dem Digital- und Verkehrsministerium an der Spitze  gezielt die Versäumnisse der Vorgängerregierungen im Eiltempo und mit Hochdruck ab. Für den digitalen Aufbruch in Deutschland haben wir uns mit unserer Digitalstrategie einen übergeordneten Rahmen geschaffen, dessen Ziele wir ambitioniert umsetzen.

Erste Vorzeigeerfolge wie das rein digital verfügbare Deutschlandticket – für das unser Digital- und Verkehrsminister Volker Wissing gesorgt hat – die digitale Beantragung der Energiepreispauschale für Studenten und Fachschüler und die digitale Kfz-Zulassung zeigen: Natürlich kann Deutschland auch digital.

 

Bei der Digitalisierung besteht aber nicht nur auf Seiten der Politik Nachholbedarf, sondern auch in Teilen der Gesellschaft ist einiges aufzuholen. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes leben ca. 3,4 Millionen Menschen in Deutschland völlig offline. Im Lagebericht zur digitalen Gesellschaft in Deutschland der Initiative D21 sprachen sich 44% der Befragten dafür aus, dass es neben digitalen Möglichkeiten auch weiterhin analoge Alternativen geben solle. Bemerkenswerte 20 % stimmten sogar der Aussage „Es wird zu viel digitalisiert und sollte wieder mehr offline gemacht werden.“ zu.

Das sind problematische Signale, die den Digitalisierungsturbo in Deutschland deutlich an Geschwindigkeit kosten. Digitalisierung soll und darf zwar niemanden ausschließen, gleichzeitig dürfen wir es aber nicht zulassen, dass uns das Analoge weiter zurückhält. Bisher verharren wir in einem digital-analogen Modus, der uns nicht weiterbringt, sondern nur aufhält.

Hilfsangebote schaffen, um Barrieren abzubauen und niemanden zurückzulassen

Natürlich gilt: Wir können und müssen uns zutrauen, analoge Prozesse abzuschaffen ohne ganze Bevölkerungsgruppen bei der Digitalisierung auszuschließen. Was müssen wir also tun, um die Zögerlichkeit und Skepsis gegenüber dem Digitalen in der Bevölkerung zu mindern und die Bürgerinnen und Bürger von der Digitalisierung zu überzeugen? Zunächst müssen wir die Menschen bei der Digitalisierung mitnehmen, indem wir aufzeigen, dass das Digitale besser funktioniert, Zeit und Ressourcen einspart und Arbeit und Alltag erleichtert. Weiter müssen konsequent Barrieren und Hürden abgebaut werden, das Nutzerverhalten in den Vordergrund gestellt und digitale Anwendungen so gestaltet werden, dass sie einfach, anwendungsfreundlich sowie sicher und transparent sind. In unserer Digitalstrategie haben wir hierfür einige Projekte festgehalten, die sich dezidiert der Teilhabe und Barrierefreiheit widmen, etwa der digitale Familienassistent, der „Digitalpakt Alter“ oder der „KI-Kompass inklusiv“.

Dann müssen Hilfsangebote für Bürger ohne PC oder Smartphone, Senioren, Menschen mit Sprachbarrieren oder körperlichen Einschränkungen geschaffen werden. Um den Umstieg zum Digitalen für die gesamte Gesellschaft zu meistern, brauchen wir also Anlaufstellen und Ansprechpartner, die Bürger bei der Digitalisierung unterstützen, beispielsweise beim Ausfüllen von Onlineformularen oder im Umgang mit digitalen Geräten. Lernkurse oder erklärende TV-Sendungen für Senioren wären weitere denkbare Angebote.


Konkret könnte das am Beispiel der kürzlich eingeführten digitalen Kfz-Zulassung so aussehen, dass für ältere, weniger digitalaffine Bürger Servicestellen auf den Ämtern geschaffen werden, in denen „Digitallotsen“ bei der digitalen Beantragung und Anmeldung helfen – ganz ohne Papierkram und Wartezeit. Und dann – und das ist der herausforderndste Teil - müssen wir uns trauen: Trauen, die analogen Systeme wirklich abzuschalten. Für das Wohl unseres Landes. Ich bin mir sicher, wir werden erstaunt sein, wie gut das am Ende funktionieren wird.

Nur wenn wir das Digitale in unserem Land zum Standard – zum Digital Default – machen, wir konsequent das Digitale dafür nutzen, den Alltag der Menschen zu verbessern statt zu verkomplizieren und dazu passende Serviceleistungen für die anbieten, die Hilfe benötigen, werden wir in Deutschland bei der Digitalisierung vorankommen.

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