Wie der Dialog mit der KI uns zum Umdenken auffordert

12.4.23

Die Arbeitswelt fürchtet Jobverluste, einige Universitäten verbieten die Nutzung und in Italien wurde ChatGPT von der Datenschutzbehörde vorerst gesperrt.

Statt KI-gestützte Systeme zu verteufeln oder gar zu verbieten, sollten wir uns lieber fragen, wo ein Einsatz dieser neuen Technologie wirklich sinnvoll sein könnte und welchen gesetzlichen Rahmen wir dazu brauchen, um vor allem Nutzerinnen und Nutzer zu schützen.
Bislang sind Programme wie ChatGPT und Bard eher eine Spielwiese. Konkrete Anwendungen haben sich noch nicht etabliert, obwohl das Potential für neue Anwendungsfelder vielversprechend ist.
Klar ist, dass diese Technologie unser Leben nachhaltig verändern wird, den Menschen wird sie dennoch nicht ersetzen können – trotzdem müssen wir umdenken:

Mensch oder Maschine: ChatGPT als Jobkiller?

Seit der Einführung von ChatGPT im November letzten Jahres ist die Aufregung groß. Die Öffentlichkeit überschlägt sich regelrecht mit neuen Meldungen und Selbstversuchen. Die Ergebnisse sind teilweise so gut, dass sie nicht als künstlich erkannt werden. Das Programm erstellt in Kürze Antworten zu beliebigen Themen, generiert Artikel, Reden, Aufsätze, Witze und Gedichte. ChatGPT ist sogar in der Lage, Softwarecode zu programmieren. Wie sich die Technologie auf den Arbeitsmarkt auswirken und unseren Alltag prägen wird, ist noch nicht klar absehbar, doch wird schon jetzt die Entwicklung meist von einem düsteren Tenor begleitet:

Wird ChatGPT demnächst viele Menschen in die Arbeitslosigkeit schicken? So ist mal die Rede davon, dass sich bald Journalisten, Softwareentwickler oder Marketing-Mitarbeiter aufgrund des intelligenten Chatbots beim Arbeitsamt melden müssen. Andere Male sind es Angestellte, Sekretäre und Sekretärinnen oder Mitarbeiter in Presse- und Personalstellen.

Laut einer aktuellen Studie von Sortlist rechnen sogar 23% der Beschäftigten in der Software- und Tech-Branche mit einer Entlassung. Über sich selbst schreibt ChatGPT auf die Frage „Wie das Dialogsystem unseren Alltag verändern wird“, dass auch negative Auswirkungen zu erwarten seien, wie beispielsweise eine mögliche Verringerung von Arbeitsplätzen aufgrund der Automatisierung von Aufgaben.

Welche Anwendungen möglich sind und wo Automatisierung sinnvoll ist

Tatsächlich ist mit ChatGPT eine Menge möglich. Jedoch müssen wir von der aktuellen Panikdebatte wegkommen und uns stärker auf die Fragen konzentrieren, in welchen Berufen solche KI-Programme überhaupt eine Unterstützung sein können und in welchen Fällen sie z.B. die Produktivität fördern können. Sinnvoll erscheint mir der Einsatz von dialogorientierten KI-Chatbots besonders bei automatischen, wiederkehrenden Aufgaben, Vorrecherchen und bei der Erstellung von Entwürfen. So könnten solche leistungsfähigen KI-Chatbots beispielsweise in der Pflegedokumentation im Krankenhaus, als automatisches Feedbacksystem im E-Learning oder aber als digitale Unterstützung bei der Beantwortung von Bürgeranfragen in der Verwaltung eingesetzt werden.

Zu Ende gedacht kann KI eine sehr große Chance für mehr Gerechtigkeit bedeuten. Spielt doch heute in vielen Entscheidungen der Faktor „Mensch“ eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wer möchte nicht nach einem abgelehnten Bauantrag noch einmal gerne eine Maschine die Entscheidung überprüfen lassen? Oder durch KI-basierte Entscheidungen einen deutlichen Zeitgewinn einstreichen? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass zukünftig immer mehr Menschen darauf bestehen werden, dass KI insbesondere beim Handeln der Verwaltung zum Einsatz kommt. Voraussetzung dafür sind natürlich eine hervorragende Datengrundlage und die Überprüfbarkeit von Prozessen und Entscheidungen.

Warum ChatGPT dennoch die Zusammenarbeit mit Menschen braucht

Der Chatbot von OpenAI funktioniert auf Basis Künstlicher Intelligenz, die auf einer großen Menge an Texten und Daten trainiert wurde, menschliche Sprache zu simulieren. Derzeit ist es eine Projektionsfläche und Spielwiese für alle möglichen Ideen. Ernsthafte Anwendungen für den Chatbot gibt es bisher noch nicht. Die Einsatzmöglichkeiten sind schon jetzt vielfältig und vielversprechend. Dennoch sind dem Programm Grenzen gesetzt – denn jede KI ist nur so gut wie ihre eingespeisten Daten.

So ist auch ChatGPT nicht frei von Bias. Woher die Antworten von ChatGPT kommen, ist ebenfalls unklar, anders als beispielweise bei Suchmaschinen oder Lexika. Oftmals sind die Antworten zudem falsch oder fehlerhaft. Daher müssen KI-generierte Texte, E-Mails oder Aufsätze unbedingt gegengelesen und auf Fehler und Bias geprüft werden, damit keine Fake News verbreitet werden. Allein deshalb ist die Sorge, dass ChatGPT zu einer Welle an Entlassungen führen wird, unbegründet, wenn nicht sogar vollkommen überzogen, denn es braucht es immer noch den Menschen als letzte prüfende Instanz.

Mehr Transparenz für Nutzerinnen und Nutzer

Statt die Nutzung der KI-Programme zu unterbinden, brauchen wir zukünftig vernünftige Rahmenbedingungen, um den Einsatz von KI-Chatbots in der Arbeitswelt sinnvoll zu integrieren. Die Europäische Union hat im April 2021 bereits einen Vorschlag für ein Gesetz über Künstliche Intelligenz („AI Act“) vorgelegt. Sinnvoll finde ich zum Beispiel die Forderung, mehr Transparenz für Nutzerinnen und Nutzer zu schaffen: Wie funktioniert die KI? Welche Schwierigkeiten gab es womöglich in der Testphase? Welche Daten benutzt die KI? Welchen ökologischen Fußabdruck hinterlässt die KI? Auf der anderen Seite sollten wir über kurz oder lang darüber sprechen, ob oder wie ein KI-generierter Text kenntlich gemacht wird. Wer einen KI-Text nutzt, könnte z.B. diesen auch als solchen ausweisen, ähnlich wie bei einer Quellenangabe. Damit würde sich die aktuell große Sorge an den Schulen und Universitäten erledigen, dass Schüler und Studierende bald nicht mehr selbstständig arbeiten, sondern sich ihre Hausarbeiten von KI-Systemen vorschreiben lassen.



Fazit: KI-Chatbots sind keine Jobkiller. Sie werden zu mehr Produktivität in der Arbeitswelt führen und schon bald wie „Siri“ und „Alexa“ dem Alltag der Menschen angehören. Das kreative und kontextuelle Denken nehmen die Chatbots den Menschen nicht ab.

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